Sportförderunterricht - Gesamtschule am Lauerhaas
Konzept für den Sportförderunterricht (SFU)
im Rahmen des Förder- / Forder-Konzeptes 5/6 der Gesamtschule Am Lauerhaas in Wesel
1. Grundsätze zum Sportförderunterricht
1982 wurden die „Grundsätze für die Durchführung eines Förderunterrichts im Schulsport (Schulsonderturnen) sowie für die Ausbildung und Prüfung zum Erwerb der Befähigung für das Erteilen von Förderunterricht“ in der Kultusministerkonferenz geregelt. 1997 wurde von der Landesregierung NRW der Ausbau des Kompensatorischen Schulsports beschlossen. SFU wird zusätzlich zum Sportunterricht erteilt – bei uns im Förder-Forder Konzept 5/6
(siehe auch Schulsport-NRW-Kompensatorischer Sport)
2. Didaktische Grundlagen
Der Kompensatorische Sport/Sportförderunterricht ist eine Fördermaßnahme in der Schule die auf der Grundlage von Bewegung und Sport basiert. Er umfasst alle speziellen gesundheitsfördernden Maßnahmen, die darauf abzielen, SuS mit körperlichen Leistungsschwächen und motorischen Defiziten zu fördern, sodass sie Kompetenzen für die Teilnahme am Bewegungsleben mit Gleichaltrigen erwerben können. Folgende wissenschaftliche Erkenntnisse und Konzepte wurden zugrunde gelegt:
Bedeutung von Wahrnehmung und Bewegung für die
Persönlichkeitsentwicklung
Psychomotorik
Grundbedürfnisse von Kindern (Empathie, Wertschätzung, Anregung zurSelbstverwirklichung)
Kindsein heute
Gesundheit
Biologisch-medizinische Aspekte (vielfältige und häufige Bewegungsreize fördern Bewegungskoordination, Aufbau des Haltungs- und Bewegungsapparates und Anregung des Herz-Kreislauf-Systems)
3. Zielsetzung des Sportförderunterrichts
Er umfasst alle speziellen gesundheitsfördernden Maßnahmen des Schulsports, um körperliche Leistungsschwächen und motorische Defizite auszugleichen und zu fördern und somit einen Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme am Bewegungsleben der Gleichaltrigen zu ermöglichen.
Zentrales Anliegen ist die Bewegungsförderung durch ganzheitliche Förderung von Kindern mit motorischen und psychosozialen Auffälligkeiten! (Freude an Bewegung wecken)
Ziel: Beitrag zur Unterstützung, Stabilisierung und Harmonisierung der Persönlichkeit unserer Schülerinnen und Schüler leisten! (laut Schulsport-NRW)
4. Sportförderunterricht und andere schulsportliche Angebote
Der SFU und der Sportunterricht sowie die offenen Angebote in der Turnhalle als Elemente des Konzepts „Bewegung, Spiel und Sport am Lauerhaas“ sind Teile eines pädagogischen Gesamtkonzepts unserer Schule, das der Bedeutung von Bewegung und Sport im Lern- und Entwicklungsprozess von Kindern einen besonderen Stellenwert beimisst.
5. Zielgruppe
SFU ist eine Fördermaßnahme für Schülerinnen und Schüler mit folgenden
Entwicklungsauffälligkeiten:
• Wahrnehmungsschwächen
• eingeschränkte motorische Leistungsfähigkeit
• geringes Bewegungsrepertoire
• nicht in Gruppe/Klasse integriert
• Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme
• geringe Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft
• Ängstlichkeit, Gehemmtheit, motorische Unruhe, Aggressivität
• Adipositas
6. Vermittlung
Eine freundliche und vertrauensvolle Atmosphäre des Unterrichts ist Voraussetzung
für einen Zugang zu den Kindern mit ihren individuellen Bedürfnissen. Eine intensive
Zuwendung und Wertschätzung für jedes einzelne Kind steht im Mittelpunkt.
Leistungsdruck und individuelle Leistungsvergleiche sind zu vermeiden.
7. Inhaltsbereiche im SFU
Die folgenden Inhalte bilden eine Grundlage um die Aufgaben und Ziele des SFU
umsetzen zu können. Die Behandlung aller Inhaltsbereiche ist nicht verbindlich.
Vielmehr sollten die Inhalte und Methoden der jeweiligen Gruppe und deren
Förderbedürfnissen angepasst werden.
7.1 Wahrnehmungsförderung
7.1.1 Auditive Wahrnehmung
Beispiel: akustische Reize lokalisieren
Ziel: Voraussetzung für Sprache und Kommunikation
7.1.2 Visuelle Wahrnehmung
Beispiel: Aufnahme, Verarbeitung und Bewertung optischer Reize
Ziel: Grundlage für das Lernen durch Nachahmung, Voraussetzung für
Orientierung im Raum.
7.1.3 Taktile Wahrnehmung
Beispiel: aktives Berühren zum Erkunden von Gegenständen, passives
Aufnehmen von Bewegungsreizen
Ziel: elementare Grundlagen der personalen und sozialen Entwicklung
vertiefen
7.1.4 Kinästhetische Wahrnehmung
Beispiel: Lage-/Raum- und Bewegungsempfindungen
Ziel: Aufbau eines eigenen Körperschemas, Bewegungskoordination und
motorisches Lernen
7.1.5 Vestibuläre Wahrnehmung
Beispiel: Drehbeschleunigung, Beschleunigungen des Kopfes, Orientierung im
Raum
Ziel: schnelles Erfassen von Raum-Lage-Veränderungen ermöglicht
Gleichgewicht
7.2 Motorische Förderung
7.2.1 Koordination
Räumliche Orientierungsfähigkeit, kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, Reaktions-
fähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit
Beispiel: Ablaufen von Raumwegen, schnelles Reagieren auf Signale, Rhythmus
in Bewegung umsetzen, Ausweichen von Bällen
Ziel: Bewegungssicherheit, sportliche Tätigkeit, Bewegungsaktivitäten
7.2.2 Haltung
Beispiel: Ermöglichen vielfältiger Körpererfahrungen, Aufbauen der Haltung,
vielfältige Beanspruchung der Muskulatur
Ziel: Vermeidung schädlicher Belastungen und Vermittlung von Kenntnissen,
Erhaltung und Stärkung personaler körperlicher
Gesundheitsressourcen.
7.2.3 Ausdauer
Beispiel: ausdauerndes Bewegen (Laufen, Schwimmen, Rad fahren), Wandern,
Orientierungsläufe
Ziel: Ausdauerbeanspruchungen als wesentlichen Bestandteil von
Gesundheitsförderung und Freizeiterziehung erfahrbar machen
7.3 Soziale, emotionale, kognitive Förderung
7.3.1 Kontakt aufnehmen und kooperieren
Beispiel: Aufnehmen von Kontakt durch Berührung, kooperative Spiele,
Entwickeln und Durchführen von Bewegungsaufgaben mit dem Partner
Ziel: Voraussetzung um soziale Interaktionen initiieren und gestalten zu
können, Unterrichtssituationen arrangieren, in denen Bereitschaft zur
Zusammenarbeit entwickelt wird, sowie Absprachen getroffen und
umgesetzt werden sollen.
7.3.2 Sich einfühlen
Beispiel: Übernehmen von Verantwortung in riskanten Bewegungssituationen,
Verändern von Spielsituationen
Ziel: Unterrichtssituationen arrangieren zum Entgegenbringen von
Vertrauen, Übernahme von Verantwortung, Abstimmung mit anderen.
7.3.3 Konflikte lösen
Beispiel: Einschätzbare Konflikte arrangieren und Lösungsmöglichkeiten
erarbeiten (z.B. Kämpfen, Akrobatik, Geräteparcours).
Ziel: Möglichkeiten für zufriedenstellende Interaktionen, wertschätzenden
Umgang miteinander und zum Erreichen gemeinsamer Ziele schaffen.
7.3.4 Den Körper erfahren
Beispiel: Bewegungsmöglichkeit von Körperteilen, Auf-/Abbauen von
Körperspannung
Ziel: Vielfältige Körpererfahrungen bzgl. Körperkenntnis, Körperorientierung,
Körperausdehnung, Körperausdruck, Körperbewusstsein und
Körperhaltung ermöglichen.
7.3.5 Sich entspannen
Beispiel: Erlernen, Anwenden und Verändern einfacher Entspannungsformen
(Yoga, Massagen, Phantasiereisen)
Ziel: Erwerb einfacher kindgemäßer Entspannungstechniken, um
Belastungssituationen selbstständig regulieren zu können.
7.3.6 Risiken eingehen, Abenteuer erleben
Beispiel: riskante Bewegungen (Klettern, Schaukeln, Springen, Balancieren),
Kletterwand, Geräteparcours.
Ziel: Aufbau eines positiven Selbstkonzepts, Einschätzen eigener
Fähigkeiten, Herantasten an persönliche Grenzen.
7.3.7 Selbstständig handeln
Beispiel: Erproben von veränderten Regeln, Bewegungsaufgaben nach
selbstgewähltem Schwierigkeitsgrad
Ziel: Selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Handeln sowie
experimentierendes Lernen des Kindes.
7.3.8 Material erfahren
Beispiel: bekannte Materialien bekommen neue Verwendungsmöglichkeit,
Materialien aus der Natur
Ziel: Verschiedene Materialien erproben, Zusammenhänge und
Unterschiede erkennen können.
7.3.9 Bewegungskultur
Beispiel: sportmotorische Fertigkeiten, spieltaktische Verhaltensweisen,
außerschulische Bewegungsräume betrachten.
Ziel: Erhaltung und Stärkung personaler und sozialer
Gesundheitsressourcen; Interesse an sportlichen, freizeitorientierten
oder künstlerische Bewegungshandlungen wecken.
8. Unterrichtsorganisation
• Die Lerngruppen werden klassen- und jahrgangsübergreifend gebildet.
• Die Gruppe besteht aus 8-15 SuS.
• Der Unterricht ist im Förder-Forder-Konzept der Schule jeweils einstündig
verankert.
• Vor Einrichtung der Lerngruppe ist eine Information der
Erziehungsberechtigten vorzunehmen. (geschieht über das Zeugnis.)
• Die Erteilung von SFU wird durch Lehrkräfte mit Qualifikation zur Erteilung von
SFU getätigt.
9. Auswahl der geeigneten SuS
Die Auswahl erfolgt nach motorischen, psycho-sozialen und pädagogischen
Gesichtspunkten. Die Sportlehrkraft macht Bewegungs- und
Verhaltensbeobachtungen in verschiedenen Unterrichtssituationen und meldet
auffällige Kinder über den Rückmeldebogen des Forder-/Förder-Konzeptes.
Um differenziertere Einschätzungen zu erlangen empfiehlt die Literatur den Einsatz
normierter Testverfahren. Diese Diagnostik wird im Sportförderunterricht
durchgeführt. Die Festlegung der Teilnehmer erfolgt durch die jeweilige LBK.
10. Diagnostikmaterial für den Sportförderunterricht
• Allgemeiner Sportmotorischer Test für Kinder (AST 6-11) von 1987 wird in der
Literatur als Diagnostikmaterial empfohlen. Der AST 6-11 besteht aus 6
Testaufgaben und misst konditionelle und koordinative Fähigkeiten.
• Der Münchner Fitnesstest (MFT) von 1994 gilt auch als Auswahltest für den
Sportförderunterricht (ATS). Er besteht auch aus 6 Testaufgaben und überprüft
die Koordinationsfähigkeit, Visumotorische Präzision, Beweglichkeit,
Schnellkraft, Haltekraft und Organleistungsfähigkeit.
10.1 Allgemeiner Sportmotorischer Test für Kinder (AST 6-11)
• Testziel: Diagnose der allgemeinen sportmotorischen Leistungsfähigkeit
• Testaufgaben:
− 20-Meter-Sprint aus dem Hochstart
− Zielwerfen mit dem Tennisball
− Ball-Beine-Wand-Zielwurf
− Hindernislauf
− Medizinballstoßen 1kg
− Sechs-Minuten-Lauf
10.2 Münchner Fitnesstest (MFT) /Auswahltest Sportförderunterricht(ATS)
• Testziel: Diagnose der allgemeinen sportmotorischen Leistungsfähigkeit
• Testaufgaben:
- Ballprellen
- Zielwerfen
- Rumpfbeugen/Hüftbeugen
- Standhochsprung
- Halten im Hang
- Stufensteigen
Literatur
- Internet: „Schulsport-NRW: Kompensatorischer Sport“
- Rahmenrichtlinien für Sportförderunterricht (Niedersächsisches
Kultusministerium 2003)